Während die Abwehrarbeit funktioniert, kommt die Stärke aus der Vorsaison beim HSV Warberg/Lelm noch nicht zum Tragen.
Rückblende, 9. November: Der HSV Warberg/Lelm verlor bei der HSG Oha mit 15:27. Der Tiefpunkt für den Aufsteiger in die Handball-Verbandsliga war erreicht. 2:14 Punkte standen nach dem 8. Spieltag zu Buche – der Abstiegskampf war eingeläutet.
Sechs Wochen und vier Spiele später sieht es für den HSV deutlich besser aus. 6:2 Punkte holte die Mannschaft seitdem, vor allem wenn sie liefern musste, dann lieferte sie. Die Warberger feierten Siege in den Kellerduellen beim SV Altencelle (32:26), sie rangen den Tabellenletzten HSG Nienburg II mit 25:24 nieder und sie zitterten sich auch zum 25:22-Heimsieg gegen den Vorletzte, HG Rosdorf-Grone. „Es ist stark, dass wir diese Spiele trotz aller Schwierigkeiten zu unseren Gunsten biegen“, sagt Warbergs Trainer Heiko Böhm. „Wenn wir müssen, bekommen wir es ergebnistechnisch immer hin.“
Von Entwarnung kann trotz der jüngsten Erfolge indes nicht die Rede sein, bestenfalls von Entspannung. Der Sechs-Punkte-Vorsprung, den sich die Warberger auf den ersten Abstiegsplatz erarbeitet haben, kann im neuen Jahr schnell zusammenschmelzen. Denn der Auftakt des HSV hat es in sich. Am 12. Januar beschließen sie die Hinrunde zunächst bei der TSG Emmerthal. Es folgen die Aufgaben bei Spitzenreiter MTV Braunschweig II und gegen den Liga-Dritten und Aufstiegsanwärter SV Alfeld. Anschließend geht es zum MTV Groß Lafferde, der in eigener Halle nur schwer zu knacken ist. „Das sind vier Kracherspiele. Irgendwo müssen wir aber Punkte sammeln, sonst wird es für uns ganz schnell wieder eng“, sagt Böhm. „Aber wenn wir realistisch sind, wird der Vorsprung wieder schmelzen.“
Oberstes Ziel sei, in der Rückrunde drei Mannschaften in der Tabelle hinter sich zu lassen, so Böhm. Zwei würden direkt absteigen, der Drittletzte müsse Relegationsspiele bestreiten. Beides wollen die Warberger tunlichst vermeiden.
Um das Abrutschen in die Abstiegszone zu vermeiden, wird das Trainergespann Niklas Wosnitza/Heiko Böhm mit seinen Spielern versuchen, in der Weihnachtspause die Grundlagen zu legen. Nicht alles läuft rund, das ist angesichts der Tabellensituation – die Warberger sind mit 8:16 Zählern Zehnter – nicht verwunderlich. Es gibt zahlreiche Stellschrauben, an denen nachjustiert werden muss. Die Mannschaft weist die schwächste Offensivbilanz aller Verbandsligisten auf, sie kommt zu selten in torgefährliche Zonen. Ein Beleg dafür: Kein Verbandsligist erhielt bislang weniger Strafwürfe zugesprochen als der HSV.
Ein weiteres Problem: Das Warberger Umschaltspiel von Defensive auf Offensive, in der vergangenen Aufstiegssaison ein „Waffe“, um den Gegner mit einfachen Torerfolgen zu zermürben. Doch in der Verbandsliga kommt es nicht so recht in die Gänge. Das liege auch daran, so Böhm, dass sich die Gegenspieler in der Verbandsliga schlichtweg cleverer verhalten. Die gegnerischen Mannschaften schließen ihre eigenen Angriffe entweder konsequenter ab, oder aber sie gehen ins sofortige Gegenpressing und stellen Pass- und Laufwege zu.
Nicht immer fanden die Warberger geeignete Lösungen, um sich aus der Umklammerung des Gegners zu befreien. Mannschaft und Trainer arbeiten in Warberg intensiv daran, zu alter (Konter)-Stärke zurückzufinden. Noch fruchtet die Trainingsarbeit aber nicht. „Es geht eine Menge Zeit dafür drauf“, verrät der HSV-Coach.
Positiv dagegen: Warbergs Abwehr steht mit wenigen Ausnahmen gut. „Wir schaffen es oft, den Gegner bei maximal 25 Toren zu halten“, sagt Böhm. Die Abwehrarbeit werde bei seinem Team auch in den kommenden Wochen im Fokus stehen: „Denn wer die beste Abwehr stellt, der steigt am Ende nicht ab.“
Quelle: Braunschweiger Zeitung vom 27.12.2019